Emanuel Maeß, Schriftsteller

Emanuel Maeß, Schriftsteller

Emanuel Maeß, Schriftsteller

„Es gibt zeitlose Städte – und Berlin. Hier staut sich die Zeit, gelebte, historische, Freizeit, Dienstzeit, Stoßzeit, Teilzeit, Echtzeit, Auszeit, die gute alte Zeit märkischer Landpartien bis hin zur Gründer-, Neu-, Spät-, Post- oder Schreckenszeit aller möglichen, zum Teil schon halb realisierten Dystopien. Temporale Phasenverschiebungen dieser Art beobachtet man sonst nur um Schwarze Löcher mit großen Gravitationsmassen, was die Stadt für projektbezogene Kreativarbeiter so unausschöpflich macht. Da sie (wie Gott) jegliche begriffliche Annäherung abwehrt und zum Klischee werden lässt, zweifelt man fortwährend an seinen Eindrücken, weiß nie, ob sie in den letzten Zügen liegt oder ihrer nächsten Metamorphose. In ihren besseren Momenten erscheint sie wie ein ins Städtische gewendeter Unbewegter Beweger, der ihren zerbombten und zerfeierten Charme, unvollendbare Flughäfen und das späte Frühstück zweifellos mitbedingt, der aber auch die Ahnung aufkommen lässt, hier noch einmal eine Spur der Ewigkeit wiederzufinden.”

Text by Emanuel Maeß

Photo taken at Friedenau, Oct 5th 2020

© petrov ahner2020