Berlin ist keine Stadt, Berlin ist ein wildes Tier. Immer hungrig, auf der Jagd. Man muss sich festkrallen, um nicht abgeworfen zu werden. Es läuft selten, meistens rennt es. Bestimmt gehört es zu den Nachtaktiven. Aber auch tagsüber ist es auf der Hut. Wenig anpassungsfähig. Es sträubt sich gegen zu viel Dressur. Daher ist es auch unsinnig, einen Flughafen darauf bauen zu wollen. Zäune zu konstruieren. Überhaupt, nach einem Plan vorzugehen. Man füttert es am besten mit ausgestreckter Hand. Noch besser: angstfrei. Es hat stark ausgeprägte Instinkte und wittert sofort jedwede Unsicherheit. Auch sollte man sich nicht verstecken. Die beste Tarnung: ebenfalls wild und unzähmbar sein. Das verstehen manche Safaritouristen falsch, indem sie sich volllaufen lassen und auf das Autodach legen statt im Fahrzeuginneren zu bleiben. Von ihnen bleiben oft nur Fotos übrig, die klebt man dann auf die Außenseite dieser Schwarzweiß-Fotoautomaten. Sieht lustig aus, ist es aber nicht. Wild sein ist mit äußerster Anstrengung gepaart. Schön ist das auch nicht. Ein Dschungel eben. Tief.
Photo taken at Friedrichshain, May 2014
© petrov ahner